20.03.2025
Als die Frauen am Morgen des dritten Tages zum Grab gingen, um ihn zu salben, saß dort ein Jüngling mit weißem Gewand, der sprach zu ihnen: „Jesus ist auferstanden. Er ist nicht hier. Geht aber hin und sagt es seinen Jüngern, dass er vor euch hingehen wird, dort werdet ihr ihm begegnen.“ (nach Markus 16)
„Sie sind auf dem Holzweg!“
sagt die Frau neben mir am Tisch angriffslustig. „Ich glaube nicht an das alles!“ Der Mann, der uns gegenübersitzt, nippt an seiner Kaffeetasse und schaut mich neugierig an. Auch die umsitzende Trauergesellschaft wird leiser. Oder kommt mir das nur so vor? Vielleicht wollen sie gar nicht hören, was Frau Pfarrer jetzt antwortet. Was antworte ich eigentlich auf so eine Steilvorlage? Soll ich ihr gestehen, dass es mir auch oft schwerfällt, an das alles zu glauben, wenn ich mit offenen Augen durch die Welt gehe? Wenn ich sonntags das Glaubensbekenntnis spreche? Wenn ich vor einem frischen Grab stehe? Vermutlich würde dieses Geständnis der Frau aber leider kein bisschen weiterhelfen.
Also frage ich sie zurück: „Was fällt Ihnen denn schwer, zu glauben?“ Sie überlegt einen Moment. Dann zeigt sie auf die Ostereierdekoration im Fensterbrett. „Na dass ein Toter nach drei Tagen wiederbelebt wird und dann wie so ein Zombie umherwandelt und deshalb eine Institution gegründet wird, die in 2000 Jahren viel falsch gemacht hat.“
Jetzt sind alle am Tisch leise und schauen zu uns beiden. Selbst die Frau, die gerade kommt, um eine frische Kanne Kaffee auf den
Tisch zu stellen. Mir ist die Aufmerksamkeit unangenehm, trotzdem muss ich kurz lächeln bei dem Gedanken, dass Gott gerade das
wichtigste Thema für alle im Raum ist. „Sie haben Recht“, höre ich mich sagen. „Einem Faktencheck kann die Ostergeschichte nicht
standhalten.“ Ich überlege kurz. „Für mich bedeutet sie aber trotzdem was. Nämlich, dass es eine grenzenlose Kraft gibt, die sich nicht
aufhalten lässt. Weil aus Opfern Gewinner werden können. Wie bei Jesus. Gott macht mir Hoffnung für das alles hier.“ Jetzt schaue
ich in die Runde.
Einige nicken leicht und blicken wieder auf ihre Kuchenteller. Die Frau neben mir verschränkt ihre Arme. Ihr Blick ist prüfend, und ich meine, eine Spur Mitleid zu erkennen, als sie sagt: „Und wir folgen Jesus dann, wenn wir tot sind?“ „Hoffentlich!“, platzt es aus mir heraus, „hoffentlich auch schon, wenn wir noch hier sind. Die Welt wäre viel hoffnungsvoller, wenn wir Jesu Beispiel schon im Leben folgen würden. Nicht mal Holzwege wären dann sinnlos, weil Jesus mir ja auf ihnen begegnet.“
„Und gehen Sie dann mit ihm Kaffee trinken?“ „Vielleicht.“ sage ich lächelnd, nehme die Kanne und schenke ihr nach.
Eine gesegnete Passions- und Osterzeit
wünscht Ihnen
Pfarrerin Franziska Junge